Fotoshooting mit einer "Qualzucht" - ja oder nein?
- Biana Clemens
- 19. Apr.
- 4 Min. Lesezeit
Die Diskussion um Qualzuchten ist in den letzten Jahren immer lauter geworden, und das aus gutem Grund: Immer noch gibt es Hunde, die bewusst auf Merkmale hin gezüchtet werden, die ihnen das Leben schwer machen – sei es durch Atemprobleme, Gelenkschäden oder andere gesundheitliche Einschränkungen. Besonders betroffen sind dabei Hunderassen mit extrem verkürzten Schnauzen wie Möpse und Französische Bulldoggen oder Hunde mit übergroßen Augen und Falten wie der Shar-Pei. Oft ergeben sich in diesem Zusammenhang zwei Fragen. 1. Für den Besitzer: Kann ich mit meinem Hund trotzdem ein Fotoshooting buchen? 2. für den Fotografen: Sollte ich Bilder von Qualzuchten machen/veröffentlichen? Auf beide Fragen möchte ich in diesem Beitrag gerne eingehen.
Was ist eine Qualzucht?
Eine Qualzucht liegt laut Tierschutzgesetz dann vor, wenn ein Tier durch seine Zuchtmerkmale in seiner Gesundheit oder seinem Wohlbefinden eingeschränkt ist. Das kann eine zu flache Nase sein, die dem Hund die Luft nimmt, extrem kurze Beine, die zu Gelenkschäden führen, oder zu viel überschüssige Haut, die Reizungen und Infektionen verursacht. Ziel solcher Zuchten ist es meist, möglichst niedliche und einzigartige Hunde zu erschaffen – doch dabei leidet oft das Tier selbst.

Darf ich als Besitzer einer Qualzucht ein Fotoshooting buchen?
Viele Hundebesitzer wünschen sich schöne Fotos von ihrem Vierbeiner – ganz gleich, ob der Hund ein reinrassiger Labrador oder eine Qualzuchtrasse wie Mops oder Französische Bulldogge ist. Schließlich lieben alle Hundebesitzer ihren Hund. Daher ist für mich die Frage auch ganz leicht zu beantworten: Ja, unbedingt!
Gerade bei Hunden mit Einschränkungen sollte man das Shooting besonders an ihre Bedürfnisse anpassen. Ein Fotoshooting kann durchaus anstrengend sein, vor allem wenn es draußen bei heißem oder kaltem Wetter stattfindet oder der Hund sich viel bewegen muss. Hunde mit Atemproblemen sollten niemals zu intensiven Aktivitäten gedrängt werden, da es ihnen schwerfällt, sich abzukühlen oder genug Luft zu bekommen. Ebenso können Hunde mit Gelenkproblemen oder Hautreizungen empfindlich auf bestimmte Untergründe oder längeres Sitzen reagieren.
Trotz dieser Einschränkungen ist ein Fotoshooting aber nicht grundsätzlich ausgeschlossen – im Gegenteil, es kann eine wundervolle Erfahrung sein, die den Hund nicht überfordert und viele schöne Erinnerungen schafft.
Wenn du als Besitzer einer Qualzucht ein Fotoshooting in Erwägung ziehst, gibt es einige Dinge, die dir und deinem Hund helfen können, die Erfahrung so angenehm wie möglich zu gestalten:
Vorab über die Bedürfnisse sprechen: Gib dem Fotografen vorab alle wichtigen Informationen über deinen Hund. So kann das Shooting direkt auf die individuellen Bedürfnisse und Besonderheiten abgestimmt werden.
Langsam starten: Ein gutes Fotoshooting geht auf das Tempo des Hundes ein und lässt ihm Raum, sich an die Umgebung und den Fotografen zu gewöhnen. Hunde mit gesundheitlichen Einschränkungen profitieren von einem ruhigen Start und vielen kleinen Pausen.
Regelmäßige Pausen einplanen: Gerade bei Hunden mit Atemproblemen oder Bewegungseinschränkungen ist es wichtig, Pausen einzulegen. Dein Hund sollte niemals zu einem bestimmten Verhalten gezwungen werden – er bestimmt das Tempo.
Auf die Umgebung achten: Bei einem Outdoorshooting ist es wichtig, darauf zu achten, dass es nicht zu heiß oder zu kalt ist und dass dein Hund Zugang zu Wasser und einem schattigen oder geschützten Platz hat.
Die Verantwortung als Fotograf – Bilder mit Qualzuchten?
Neben der Verantwortung, den Hund während des Shootings gut zu betreuen, stellt sich noch eine weitere Frage: Welche Rolle spielen solche Fotos im öffentlichen Bild? Man sollte sich bewusst sein, dass solche Bilder Einfluss darauf haben können, wie Menschen bestimmte Rassen wahrnehmen und dass sie möglicherweise dazu beitragen, den Trend für bestimmte Zuchten unbewusst zu verstärken. Als Fotograf hat man daher die Möglichkeit, seine eigenen Werte klar zu zeigen.
Viele Fotografen entscheiden sich daher entweder dafür, solche Hunde nur unter besonderen Bedingungen zu fotografieren, oder sie vermeiden es generell, besonders stark betroffene Rassen abzulichten. Wenn du als Fotograf deine Arbeit mit einem Statement verbinden möchtest, kannst du deine Gedanken zur Qualzucht auch offen ansprechen und darauf aufmerksam machen, dass dein Fokus auf das Wohl der Tiere gerichtet ist.
Mein Ansatz
Für mich persönlich steht der Hund und sein Wohlbefinden immer an erster Stelle. Ich verurteile niemanden, weil er sich für diese Rasse entschieden hat. Die Gründe können mannigfaltig sein (z.B. Rettung aus schlechter Haltung) und keiner muss sich mir gegenüber rechtfertigen. Selbst wenn man sich aus Unwissenheit für diese Rasse entschieden hat, so haben doch oft die Hundebesitzer ihre Meinung geändert und durch das Zusammenleben mit einer Qualzucht ein anderes Bild und würden sich heute anders entscheiden. So oder so haben sie dennoch das Recht auf schöne Erinnerungen von ihrem Lieblingshund und die können sie bei mir bekommen!
Wenn ich Hunde mit gesundheitlichen Einschränkungen fotografiere, ist es mir besonders wichtig, das Shooting so zu gestalten, dass es ohne Stress für das Tier abläuft. Ich finde, dass man den Hunden die Chance geben sollte, ihre Persönlichkeit zu zeigen, und dabei gleichzeitig sensibel mit ihren Bedürfnissen umgeht. Es ist ein Balanceakt zwischen dem Wunsch der Besitzer und dem Wohl des Tieres, und ich entscheide das oft von Fall zu Fall.
Qualzuchten bringen ethische Herausforderungen mit sich, und gerade in der Fotografie steht man vor der Frage, ob man die Bilder dieser Rassen zeigen möchte. Das muss jeder für sich entscheiden. Und auch hier verurteile ich niemanden, weil er Qualzuchten nicht zeigen möchte. Wichtig ist in jedem Fall ein verantwortungsbewusster Umgang: den Hund genau beobachten, auf seine individuellen Bedürfnisse eingehen und bei Bedarf auch einmal "Nein" sagen, wenn ein Shooting zu stressig oder gesundheitlich riskant ist.
Wie ist deine Meinung zu dem Thema? Oder hast du sogar eine Qualzucht zu Hause und hast dich bisher noch nicht getraut ein Shooting zu buchen aus Angst vor einer Ablehnung?
Lass mich gerne an deinen Gedanken teilhaben und wirf mal einen Blick in das Shooting mit der Französischen Bulldogge Butch!
Comentários